
,,Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“
-Christian Morgenstern-
Die Mitarbeiter des Seniorenwohnzentrum Viadukt GmbH entwickelten gemeinsam dieses Pflegeleitbild. Egal ob erfahrene Pflegerin oder Pflegeschüler, der Austausch ist ein bereichernder Prozess. Es wurden verschiedene Erfahrungswerte ausgetauscht, es wurde das neueste Lehrwissen aus den Pflegeschulen diskutiert, und die eigenen Wertvorstellungen der einzelnen Mitarbeiter wurden reflektiert und evaluiert. Daraus resultierte unser Pflegeleitbild.
Im Mittelpunkt unseres täglichen Miteinanders stehen immer die bei uns im Haus lebenden Menschen. Jeder dieser Menschen ist ein Individuum, und bringt eigene Wünsche, Hoffnungen, Ressourcen, aber auch Ängste und Sorgen mit sich. Wir sehen es als unsere oberste Priorität, diese Individualität zu akzeptieren, und besonders sie aktiv in unsere Pflege zu inkludieren. So können wir eine Vertrauensbasis zu unseren Bewohnern schaffen, die von gegenseitiger Anerkennung geprägt ist. Unterstützung im Alltag schenkt unseren Bewohnern ein höheres Maß an Selbstständigkeit, hier leihen wir uns eine Philosophie aus dem Selbsthilfekonzept der Montessori-Pädagogik: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Was bei Kindern als Grundlage des Lernens verwendet wird, dient bei hochbetagten Menschen als Grundlage für die Erhaltung vorhandener Fähigkeiten und Ressourcen, was ebenfalls eine Art von Lernprozess darstellt.
Im Einzelnen sieht die Umsetzung unseres Leitbildes wie folgt aus:
Wir erkennen, über welche Wege die einzelnen Bewohner kommunizieren, um mit ihnen eine Beziehung aufzubauen, welche Grundlage für die Grund- und Versorgungspflege ist. Sei es verbale Kommunikation oder Kommunikation über Mimik, Schmerzäußerungen, Schrift und Emotionen; nur wenn erkannt wird, was der Pflegebedürftige ausdrücken möchte, und er dabei gezielt gefördert wird, gelingt eine ganzheitliche & wertschätzende Pflege.
Wir fördern und unterstützen die Beweglichkeit der Bewohner, bieten Hilfestellung beim Aufstehen, Hinsetzen, Hinlegen, Gehen & ändern der Sitz- oder Liegeposition unter Berücksichtigung körperlich eingeschränkter Stellen.
Wir fördern und überwachen die Atemfähigkeit, den Blutkreislauf und die Wärmeregulation, und Erkennen Symptomen, welche die oben genannte Funktionen beeinträchtigen.
Wir erkennen, ob sich der Bewohner selbst waschen und pflegen kann. Anhand dieser Beobachtung schätzen wir ein, in welchem Maße und in welcher Form eine Hilfestellung nötig ist. Es gilt weiterhin unser Grundsatz der Selbsthilfe, sodass eine Hilfestellung wenn möglich dazu dient, die vorhandenen Fähigkeiten unserer Bewohner zu aktivieren und zu fördern.
Wir glauben, Essen und Trinken bedeutet Genuss. Wir achten darauf, ob unsere Bewohner die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme als Genuss empfinden. Daher berücksichtigen wir individuelle Gewohnheiten: Wie viel isst der Bewohner? Was isst der Bewohner gern? Welche Einschränkungen aufgrund medizinischer Diagnosen bestehen (fehlende Koordination von Besteck, Zahnlosigkeit, Entzündungen im Mund- und Rachenbereich, Schluckstörungen, Allergien, Unverträglichkeiten)? Es ist uns ein Anliegen, dass Essen und Trinken ein Genuss für die Bewohner bleibt, und nicht etwa zur bloßen Notwendigkeit wird. Dazu gehört auch der soziale Aspekt bei den Mahlzeiten. Die Menschen kommen zusammen, tauschen sich über bisher erlebtes, persönliches und natürlich auch über die Speisen aus. Das fördern wir gezielt, indem unsere Mitarbeiter auch vor und nach den Mahlzeiten gezielt Unterhaltungen initiieren, zuhören und in bestehende Gespräche einsteigen.
Wir fördern und unterstützen die Kontinenz der Bewohner. Bei Inkontinenz werden entsprechende Hilfsmittel und ärztlich verordnete Therapieansätze zur Bewältigung und Besserung genutzt. Auf die Menge und den Rhythmus der Ausscheidungen wird geachtet, Anzeichen von etwaigen Störungen oder Infektionen werden erkannt und in Absprache mit den zuständigen Fachkräften können individuell angepasste Behandlungsmöglichkeiten angesetzt werden.
Wir achten auf die individuellen Vorlieben der Bewohner bezüglich ihrer Kleidung, und wann sie die Kleidung wechseln möchten. Nicht umsonst sagt man: „Kleider machen Leute“. Unsere Bewohner haben das Recht, sich und ihre Persönlichkeit in jedweder Form auszudrücken, der eigene Kleidungsstil ist eine von zahlreichen Möglichkeiten das zu tun.
Wir fördern einen gesunden Schlafrhythmus und berücksichtigen Vorlieben einzelner Bewohner bezüglich ihres Bedarfs an Schlaf und Ruhe. Gewünschte Schlafpositionen, die Belichtung der Umgebung, die Geräuschkulisse; all das und mehr können entscheidende Faktoren darüber sein, ob ein Bewohner gut oder schlecht schläft. Das Pflegepersonal achtet auf die Dauer und Qualität des Schlafs, und kann so evaluieren, welche Bewohner einen schlechten Schlaf haben, um das Problem gemeinsam anzugehen.
Wir achten darauf, welche Art der Beschäftigung die Bewohner bevorzugen, wie gestalten sie ihren Tag, wie können sie bei der Umsetzung ihrer Wünsche im Alltag unterstützt werden? Das Personal steht den Bewohnern unterstützend bei der Realisierung der eigenen Wünsche zur Seite, die soziale Betreuung im Haus führt täglich diverse Gruppen- und Einzelangebote durch, die den Interessen und Fähigkeiten der Bewohner entsprechen. Ein gesonderter Plan für unsere an Demenz erkrankten Bewohner erfüllt mit drei Angeboten in der Woche den Bedarf an basaleren Angeboten für Jene, die in ihrer Demenz bereits weit fortgeschritten sind. Auf dem regulären Wochenplan sind zahlreiche Aktivitäten auch explizit für die aktiveren unter den Demenzkranken geeignet. Wir glauben, dass eine Trennung von Menschen mit Demenz und den nicht erkrankten Bewohnern in der Beschäftigungstherapie nur dann sinnvoll ist, wenn es um die bereits genannten, basalen Aktivitäten geht, welche sich an die bettlägerigen und hochdementen Menschen richten. Diese Angebote werden in kleinsten Gruppen, oder mit Einzelnen in ruhiger Atmosphäre durchgeführt, um die Sinne in nicht überforderndem Maße anzusprechen. In allen anderen Angeboten und Alltagssituationen leben wir den Inklusionsgedanken, lernen miteinander & voneinander.
Wir unterstützen und fördern die Selbstwahrnehmung der Bewohner, können deren Sexualität akzeptieren, und bei Störungen im Nähe-Distanz Verhalten mit ihnen reflektieren. Dabei wird berücksichtigt, dass jeder Bewohner eine eigene Geschichte bzw. Vergangenheit hat, welche Anhaltspunkte bei zu nahen oder zu distanzierten Verhaltensweisen bieten kann.
Wir glauben, eine sichere Umgebung ist eine Umgebung, die auf den Bewohner abgestimmt ist, und seinen Bedürfnissen entspricht. Dazu gehört die Gestaltung des Wohnbereiches, das Bereitstellen von Hilfsmitteln, um orientiert durch den Alltag zu kommen (Radio, Fernseher, Uhr, Kalender, Zeitung), Verletzungen durch Sturz vorbeugen und eine Atmosphäre von Sicherheit und Verständnis zu schaffen. Die Wünsche der einzelnen Bewohner, ihr Wohnumfeld den eigenen Wünschen entsprechend zu gestalten, wird in hohem Maße unterstützt, und unseren Möglichkeiten entsprechend umgesetzt. Ziel ist und bleibt es, dass die bei uns lebenden Menschen sich wohl fühlen.
Wir stehen unseren Bewohnern beim Aufrechterhalten ihrer sozialen Kontakte unterstützend zur Seite. Der Kontakt zu Freunden, Familien und Arbeitskollegen ist ein primärer Faktor bei der Frage nach dem Wohlbefinden. Bestehen bei den Bewohnern Sorgen bezüglich ihres privaten Umfelds, so wirkt auch hier das Pflege- und Betreuungspersonal als Gesprächspartner und Krisenhelfer.
Wir glauben, sich mit Themen wie Angst, Trauer, Einsamkeit, Schmerzen, Krankheit und Tod auseinandersetzen, ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, und sollte niemals zum Tabu werden. Dem Bewohner möchten wir Raum bieten, sich dazu zu äußern, möchten ihm zuhören. Gleichzeitig sollten Erfahrungen wie Freude, Wohlbefinden, Humor und Vertrauen unterstützt werden.
Unsere Mitarbeiter arbeiten mit Hingabe auf die Umsetzung des Pflegeleitbildes hin, und sind darum bemüht, es fortwährend weiterzuentwickeln. In regelmäßig stattfindenden Fort- und Weiterbildungen erlangen die Mitarbeiter neue Erkenntnisse, und können dieses Wissen dann wieder in Zusammenarbeit reflektieren und unter Berücksichtigung von Erfahrungen aus der Praxis in das Leitbild einfließen lassen. Die Qualität unserer Pflege, sowie die Umsetzung des Leitbildes sichern wir durch die Nutzung der SIS in unserer täglichen Dokumentation. Die SIS, eine strukturierte Informationssammlung, dient dazu, die verschiedenen Aspekte des täglichen Lebens unserer Bewohner differenziert wahrzunehmen, individuell zu erfassen und anhand dieser Informationen eine ganzheitliche Pflege durchzuführen, wie auch wir sie uns in gleicher Situation wie unsere Bewohner wünschen würden.